LSD und Mondsteine

«Nur LSD hilft mir», erklärt die Frau im Artikel. Mein Magen zieht sich zusammen. Und einige Absätze weiter: «Manche Frauen setzen auf Mondsteine, um Beschwerden zu lindern.» Jetzt bin ich frustriert. Drogen oder esoterische Kristalle als Behandlungsmethoden?

Die Rede ist von PMS, dem prämenstruellen Syndrom. Es tritt bis zu zwei Wochen vor der Periode auf und reicht von Krämpfen über Kopfschmerzen bis hin zu depressiven Verstimmungen. PMS kann die Lebensqualität stark einschränken.

Ich bin enttäuscht über die riesige Wissenslücke

Dass Frauen zu LSD oder Kristallen greifen, um Symptome zu lindern, zeigt vor allem eins: die riesige Lücke, die dort klafft, wo Wissen sein sollte. Wissen um die Biologie und das Zusammenspiel von Hormonen mit Gehirn und Körper. Ich bin enttäuscht, dass Kenntnisse zum weiblichen Zyklus so rar gesät sind, dass Frauen sich mit Drogen therapieren. Mein Frust ist sehr persönlich. Ich litt fast ein Jahrzehnt lang an einer nicht diagnostizierten Hormonstörung und der daraus folgenden «unerklärten Unfruchtbarkeit».

«Sie reagieren vielleicht einfach sensibel»

Ich kann mir lebhaft vorstellen, was der LSD-Therapie oder Mondstein-Versuchen vorausgegangen ist. Hand hoch, wem folgende Aussagen bekannt vorkommen:

«Sie reagieren vielleicht einfach sensibel auf (wahlweise: Schmerzen, Verhütungsmittel, Ihren Zyklus, das Leben?)»

«Ihr Kopf und Ihr Körper kommunizieren nicht richtig miteinander»

oder auch schön:

«Das gehört dazu»

«Sie sollten versuchen, sich zu entspannen»

Frauen fühlen sich oft nicht ernst genommen

Ist es ein Wunder, dass Frauen sich oft nicht ernst genommen fühlen? Die Medizin hat in den letzten Jahrzehnten Fortschritte gemacht. Es fehlt aber an Forschungsgeldern und wohl auch am Interesse für hormonelle Störungen und Krankheiten wie PCOS oder Endometriose. Sie gelten noch heute als unheilbar. Oft werden sie über Jahre nicht diagnostiziert, trotz Diagnose falsch behandelt oder die Symptome einfach mit der Anti-Baby-Pille überdeckt.

Ja, mein Frust ist sehr persönlich. In der Chirurgie werden Herzen transplantiert, aber das M in Menstruation steht für Mysterium? Tampons werden noch immer versteckt und flüsternd herumgereicht und «hormonell» ist eine Bezeichnung für Frauen kurz vor ihrer Periode? Wir Menschen sind alle hormonell. Sonst wären wir tot.

Wer füllt also dieses klaffende Loch an Behandlungsmethoden zwischen LSD und Mondsteinen? Ich weiss es nicht. Wer nicht das Glück hat, bei einer guten Ärztin in Behandlung zu sein, dem bleibt ausser eigener Recherche wohl wenig übrig.

Ich habe für meine Hormonstörung nicht auf Drogen oder Esoterik zurückgegriffen. Ein schlichter Vitaminmangel lag dem Problem zugrunde. Dass Vitamine eine Rolle spielen können, musste ich selbst herausfinden. Nach jahrelangen Gefühlen der Unzulänglichkeit.

Isabel Zumofen